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Nicht so die Franzosen. Was sie bedurften, wurde von der Provinz, in
welcher sie standen, mit Gewalt gefordert; das nannten sie das Requisi-
tionssystem. Freilich war dies für sie bequemer, weil sie nun nichts mit-
zunehmen brauchten, und sie waren schlau genug, den Krieg bald nach dem
Auslande hinüberzuspielen, damit dies alle Kriegslasten tragen müßte.
Langsam, wie gewöhnlich, zogen die östreichischen, etwas schneller die
preußischen Truppen nach dem Rheine. Oberbefehlshaber über beide Heere
war der Herzog von Braunschweig, ein Nesse dessen, der sich im sieben-
jährigen Kriege gegen die Franzosen am Rhein so ausgezeichnet hatte. Unter
den französischen Generalen war der oft erwähnte La Fayette. Als dieser
von den am 10. August gegen Ludwig verübten Greueln gehört, hatte er
seine Soldaten gefragt, ob sie lieber den verfassungsmäßigen Ludwig oder
Pethion zum König haben wollten, und da alle sich für Ludwig erklärten,
war er mit ihnen gegen Paris aufgebrochen. Aber schon am andern Tage
änderte sich die Stimmung der Soldaten; sie äußerten sich günstig für die
Jakobiner, und La Fayette hielt es für gerathen, sich durch die Flucht zu
retten. Mit einigen seiner Freunde wollte er durch Holland und über Eng-
land nach Amerika gehen; aber er wurde von den an der Gränze bereits
stehenden Oestreichern aufgefangen, und nach Wesel, Magdeburg, zuletzt nach
Olmütz in die Gefangenschaft geführt, aus welcher er erst 1707 durch des
Generals Bonaparte Verwendung befreit wurde.
Der Herzog von Braunschweig erließ (20. Juli 1702), als er sich der
französischen Gränze näherte, ein Manifest an die Franzosen, in welchem er
ganz Paris in einen Aschenhaufen zu verwandeln drohte, wenn man nicht
sogleich die alte Ordnung wieder einsührte. Allein eher hätten sich die
meisten Franzosen selbst verbrennen lassen, ehe sie die alte, ihnen so verhaßte
Verfassung sich wieder hätten gefallen lassen, und dies Manifest bewirkte da-
her eine allgemeine Erbitterung gegen die Verbündeten, und den festen Ent-
schluß, Alles daranzusetzen, die geliebte Freiheit zu vertheidigen. Erst am
10. August überschritt das preußische Heer die Gränze. Anfangs ging Alles
gut. Die Festungen Longwy und Verdun*) wurden erobert, und in der
Champagne trafen die Preußen auf die Franzosen.unter Dumouriez und
Kellermann. Mit Letzterem kam es zu einem Tressen bei Valmy
unweit St. Menehould (20. Sept. 1702), welches zwar unentschieden blieb,
aber doch die Preußen bewog, sich wieder zurückzuziehen. Dieser Rückzug
war für die Preußen höchst unheilbringend. Der lehmige Boden der Cham-
pagne war durch die häusigen Octoberregen so aufgeweicht, daß Menschen und
Pferde stecken blieben, und viele Kanonen versanken. Mit jedem Tage wurde
das Elend größer. Die feuchte Kälte, der nasse Boden, und besonders auch
der Genuß der halbreifen Trauben, die von den Soldaten statt des fehlenden
Brodes in Uebermaß genossen wurden, erzeugten eine bösartige Ruhr. Un-
zählige Leichen von Menschen und Pferden lagen am Wege, und ein Glück
*) Beim Einzuge der Preußen in Verdun hatten einige Mädchen Blumen gestreut,
und nachher einen Ball, den die Ofstziere veranstalteten, besucht. Dafür ließ spater der
Nationalconvent die armen Kinder nach Paris schleppen, und hier enthaupten; nur zwei
wurden wegen ihrer zarten Kindheit verschont.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: August Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig August Dumouriez Kellermann Valmy
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Braunschweig Rhein Paris Holland Amerika Wesel Magdeburg Paris Longwy Uebermaß Verdun Paris
Endlich erreichte das Feuer die Pulverkammer, und mit einem Alles betäuben-
den Krachen flog das Schiff sammt 120 Kanonen und mehr als 500 Men-
schen in die Luft. Mehrere Minuten schwieg der Kanonendonner, und selbst
die englischen Schiffe zogen sich vor Entsetzen zurück; dann aber begann die
Schlacht mit neuer Kraft, und zuletzt entkamen nur vier französische Schiffe;
alle übrigen waren genommen oder zerstört.
Bonaparte erkannte die Gefahr seiner Lage; nun war er von
Frankreich abgeschnitten, und jeder Zufuhr beraubt. Noch schlimmer war,
daß der Sultan (Selim Iii.) den Franzosen den Krieg erklärte, und sich
rüstete, ein Heer nach Aegypten zu schicken. Dennoch verlor jener die Fassung
nicht; er zeigte den murrenden Soldaten stets ein freundliches Gesicht, und
trug willig jede Beschwerde mit ihnen; nur so konnte er den Unmuth des
Heeres unterdrücken. Unter- und Mittel-Aegypten waren schnell erobert
worden; dann schickte er den General D esa ip nach Ober-Aegypten, und auch
dies wurde nach einem Siege über Murad-Bey unterworfen; aber nur da,
wo ein Heer stand, waren die Franzosen Herren des Landes, und nur in Be-
gleitung von Soldaten konnten die Gelehrten ihre Beobachtungen anstellen.
Dabei war eine drückende Hitze; in dem Thale der Königsgräber bei Theben
erstickten einige Offiziere an der entsetzlichen Schwüle, und der feine Sand
der Wüsten verursuchte eine gefährliche Augenkrankheit, an welcher Viele er-
blindeten. Als nun endlich unter dem Volke bekannt wurde, daß der Sultan
den Krieg erklärt habe, und die Franzosen verlangten, daß jeder Einwohner
eine dreifarbige Cocarde an seinen Turban stecken sollte, brach in Cairo
(22. und 23. October 1798) ein fürchterlicher Aufstand aus, bei welchem viele
Franzosen von den erbitterten Einwohnern ermordet wurden. Schnell eilte
Bonaparte herbei, und erst nach zwei Tagen gelang es ihm, die Empörung
durch Waffengewalt nach einem fürchterlichen Gemetzel zu unterdrücken. In-
dessen erfuhr er, daß die Pforte den alten, aber kraftvollen und grausamen
Achm et Dghezzar, Pascha von Akre, auch zum Pascha von Syrien und
Aegypten ernannt habe, und daß dieser sich rüste, mit einem Heere über Suez
einen Einfall zu machen. Schnell war sein Entschluß gefaßt, nach Syrien
zu gehen, und ihm zuvorzukommen. Er ließ die nöthigsten Besatzungen zu-
rück, und wandte sich mit dem Ueberreste nach Syrien
Im Februar 1799 brach er mit 12,000 Mann dahin auf. Jaffa in
Palästina wurde mit Sturm genommen und schrecklich verwüstet. Außer den
hier gefangen genommenen Muselmännern führte er noch einige Tausend, die
er in einer andern Festung (el Arisch) gefangen hatte, bei sich. Es waren
ihrer zusammen 4000. Er hatte ihnen zwar freien Abzug versprochen; aber er
besorgte, sie möchten dann wieder gegen ihn dienen, und sie mit sich durch die
Wüste zu führen, schien ihm wegen Mangel an Lebensmitteln gefährlich.
Daher befahl er, sie sämmtlich niederzumetzeln. Vergebens machte ihm Ge-
neral Kleber Vorstellungen: er werde durch diese empörende Grausamkeit
das ganze Land gegen sich aufbringen. Er ließ die Unglücklichen an das
Ufer des Meeres führen, in einzelne Hausen ausstellen; dann winkte er, und
nun wurden sie theils erschossen, theils mit dem Bajonett niedergestochen.
Aber die Strafe folgte der Gräuelthat auf dem Fuße nach. Die Nachricht
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Theben Cairo Syrien Syrien Syrien Jaffa Palästina
95
Jetzt beschied Napoleon eine Anzahl angesehener Spanier nach Bayonne,
um mit ihnen (Nationaljunta) eine neue Verfassung zu entwerfen; aber
nicht alle kamen, und die, welche sich einfanden, wurden von den Spa-
niern als Abtrünnige betrachtet. Darauf ernannte er (6. Juni) seinen Bruder
Joseph zum Könige von Spanien; Murat erhielt den Thron von Neapel,
und das Großherzogthum Berg gab er dem ältesten Sohne des Königs von
Holland.
Sobald in Spanien kund wurde, daß der geliebte Ferdinand in Bayonne
gefangen gehalten würde, erhob sich an vielen Orten das Volk, und ermordete
die Franzosen und ihre Anhänger. Ueberall aber rüstete man sich, jedem An-
griffe der französischen Heere zu begeguen, und einen Kampf auf Tod und
Leben zu bestehen. So anziehend es auch wäre, die einzelnen Vorfälle dieses
Kriegs, der sich nun entspann, und bis 18!3 dauerte, näher zu betrachten,
so erlaubt es doch der Raum nicht. Nur so viel merke man sich, daß sich
mehrere angesehene Männer vereinigten, und unter dem Namen einer ober-
sten Junta das Land für den gefangenen und abwesenden Ferdinand regier-
ten. Zwar drangen französische Heere ein, zwar reiste Joseph (20. Juli)
nach Madrid, aber die ersten wurden von den Spaniern gefangen genommen,
und Joseph nicht als König anerkannt; ja er mußte (1. Aug.) Madrid wieder
verlassen. Da stellte sich Napoleon gegen Ende des Jahres 1808 selbst an
die Spitze seiner Heere, warf die Spanier in mehreren Schlachten zurück, und
drang siegreich bis Madrid vor, eroberte auch (4. Dec.) die Stadt; aber nur
da, wo seine Heere standen, war er Herr des Landes, sonst überall war das
Volk aufgestanden, und wehe den Franzosen, die einzeln den erbitterten Land-
leuten in die Hände fielen; sie wurden grausam zu Tode gemartert. Joseph
kehrte nun zwar (12. Jan. 1809), nach Madrid zurück, aber seine Befehle
wurden nur da befolgt, wo die französischen Soldaten ihnen Nachdruck gaben.
— Eben so erbittert setzten die Spanier 1809 den Krieg fort, und zeigten
bei der Belagerung von Saragossa, was ein von Vaterlandsliebe be-
geistertes Volk vermag. Alles, was die Belagerungskunst leisten kann —
und darin sind die Franzosen Meister — wandten diese an, die Stadt zu über-
wältigen. Die Einwohner weihten sich feierlich dem Tode, und schwuren mit
den Waffen in der Hand zu sterben, oder sich unter den Trümmern der Stadt
zu begraben; und sie haben Wort gehalten. Nicht nur über der Erde, auch
unter derselben, in Minen, wurde mit Wuth gefochten, und als endlich die
Wälle erstürmt waren, vertheidigten die Spanier noch Straße für Straße,
ja selbst Haus für Haus. Zuletzt waren, als auch noch Seuchen und Hun-
gersnoth wütheten, fast nur noch Greise, Weiber, Kinder und Kranke übrig,
begannen sogleich das Fener auf eine ihnen gegenüberstehende starke französische Abthei-
lung. Der commandirende französische Offizier, erschreckt, und seine Gegner im ersten
Augenblicke für überlegen haltend, gab Zeichen, daß er wegen der Uebergabe unterhan-
deln wolle. Als die beiden Spanier aber sich deshalb näherten, wurden sie von einem
dichten Kugelregen empfangen; sie stürzten tobt nieder und ihre Begleiter wurden zerstreut,
worauf die Franzosen über die Einwohner herstürzten, um blutige Rache zu nehmen.
Es wurde in den Straßen, Häusern und sogar Kirchen eine blutige Metzelei angerichtet.
Auf diese Nachricht erhoben sich auch die Provinzen gegen die Franzosen, und der 2. Mai
wird seit 1808 als ein Tranerfesttag betrachtet.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Murat Ferdinand Ferdinand Ferdinand_regier- Ferdinand Joseph_( Joseph Napoleon Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Spanien Neapel Holland Spanien Bayonne Madrid Madrid Madrid Madrid Saragossa
112
aus, wie erstaunten sie aber, als ihnen Napoleon sagte, daß davon gar
nicht die Rede sein könnte, weil zum alten Polen auch Galizien gehöre, und
dieses bei Oestreich bleiben müsse. An der russischen Gränze sprach er zu
seinem Heere: „Rußland hat in Tilsit ewige Freundschaft für Frankreich ge-
schworen; heute bricht es seine Eide. Sein übles Geschick reißt es mit sich
fort; die Zeit der Erfüllung ist nahe. Es stellt uns zwischen Schande und
Krieg; die Wahl kann nicht zweifelhaft sein. Vorwärts also! Wir wollen
den Riemen überschreiten." Als er in der Nacht, um überzusetzen, an den
Fluß ritt, stürzte sein Pferd zusammen, und warf ihn auf den Sand. „Eine
üble Vorbedeutung!" seufzten die Abergläubischen, und als er nun darüber
war, umzog ein fürchterliches Gewitter den ganzen Horizont, als wollte es
dem Heere den Eintritt wehren.
Uebrigens waren die Franzosen den Russen bei Weitem überlegen. Diese
zählten kaum 200,000 Mann, und hatten noch dazu anfangs mit England
und den Türken Krieg. Allein wer mit Napoleon Krieg führte, war der
natürliche Bundesgenosse der Engländer, und daher schlossen diese (in Oerebro
in Schweden am Hielmar-See) schnell Frieden, und versprachen alle mög-
liche Hülse. Auch die Türken vertrugen sich mit den Russen, wie schon oben
gesagt ist, in Bukarest, und so hatten nun diese freie Hand gegen die Fran-
zosen. Während Napoleon mit dem Hauptheere, welches er selbst führte,
auf dem Wege nach Moskau vordrang, schickte er den General Macdonald
(unter ihm standen die preußischen Truppen) links, um Riga zu belagern.
Auch wurde ein Heer unter Oudinot nach der Mittlern Düna geschickt, wo
der russische General Wittgenstein die Straße nach Petersburg verlegte,
und auf dem rechten französischen Flügel mußte sich Fürst Schwarzen-
berg, der die Oestreicher und Sachsen befehligte, mit dem russischen Heere,
welches von der Türkei kam, herumschlagen. Wir können hier nur Napoleon
selbst auf seinem Zuge begleiten.
So weit er vorrückte, zogen sich die Russen unter Barclay de
Tolly's Oberbefehl zurück, weil sie zum Widerstande zu schwach waren,
und brannten ihre Magazine ab. Erst bei Smolensk machten sie Halt.
Diese Stadt gilt den Russen für heilig, theils wegen ihres Alters, theils
weil sie ein wunderthätiges Marienbild enthält. Schon murrten sie über
das Znrückweichen ihres Feldherrn; hätte er die heilige Stadt nicht verthei-
digt, so wäre es um sein Ansehen ganz geschehen gewesen. Hier stellte er
seine Russen auf; jenseits rückten am 16. August die Franzosen stürmend
gegen die Stadt heran. Die Nacht brach über dem Gefechte ein. Es war
eine fürchterliche Schlacht, die am Morgen des 17. begann. Die Russen
vertheidigten die Stadt mit Heldenmuth, und wie auch die Franzosen heran-
stürmten, und mit einem Hagel von Kanonenkugeln Menschen und Mauern
niederstürzten, doch wankten jene nicht. Am Abend endlich ließ Napoleon
Granaten in die Stadt werfen; dicke schwarze Rauchwolken stiegen auf, end-
lich wälzten sich ungeheure Flammenströme gen Himmel, und verzehrten die
Stadt größtentheils. Der Kaiser betrachtete, vor seinem Zelte sitzend, das
entsetzliche Schauspiel in tiefem Schweigen. Während der Nacht zogen die
Russen ab, und am andern Morgen rückten die Franzosen in die mit Schutt,
Asche und gräßlich zersteischten Leichen erfüllte Stadt ein. Schweigend und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Macdonald General_Wittgenstein Napoleon Barclay August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Galizien Tilsit Frankreich England Oerebro Schweden Hielmar-See Bukarest Moskau Riga Petersburg Sachsen Smolensk
115
und dringend baten ihn am Abend Murat und Eugen, sich zu retten. End-
lich gab er nach, aber ringsum war er von einem Feuermeere umgeben.
Eine einzige enge, krumme Straße konnte ihn aus der dringenden Gefahr
bringen. Rasch schritt er vor unter dem Sausen der Flammen, dem Kni-
stern der Lohe, und vor, hinter und neben ihm krachten Gewölbe zusammen,
und brennende Balken stürzten nieder. Die Hitze war kaum zu ertragen,
und der Rauch zum Ersticken. Schon stockte der Kaiser; zu seinem Glücke
erkannten ihn plündernde Soldaten, stürzten herbei, und rissen ihn mit ver-
sengten Kleidern aus den rauchenden Trümmern. Er bezog ein Schloß in
der Nähe Moskau's. Während des beispiellosen Brandes drangen die Sol-
daten plündernd durch die Straßen, schlugen Hausthüren ein, begingen jede
Unthat, eilten mit Schätzen beladen davon, und viele von ihnen verbrannten
elendiglich, weil sie aus dem brennenden Chaos keinen Ausweg mehr fanden.
Denn am 16. Sept. hatte sich ein furchtbarer Sturm erhoben, der die ein-
zelnen Flammen zu einem Ocean von Feuer angeblasen hatte, und diesen
fast über die ganze Stadt verbreitete. So währte es bis zum 6. Tage; da
erst erlosch das Feuer nach und nach, weil es ihm an Stoff gebrach; nur
der zehnte Theil der Häuser war erhalten worden, alles Uebrige, die herr-
lichsten Paläste, die kostbarsten Kirchen, die seltensten Sammlungen und die
größten Reichthümer in Asche und Graus versunken. »
So war denn also die auf Moskau gegründete Hoffnung der Franzosen
zu Grunde gegangen, und nun hätte Napoleon sogleich nmkehren sollen, um
die noch gute Jahreszeit zum Rückzuge zu benutzen. Aber sein Geist war
verblendet, weil die Vorsehung den Untergang seiner Macht beschlossen hatte.
Vergebens wartete er, daß ihn Alexander um Frieden bitten sollte, und da
dies nicht geschah, so trug er selbst den Frieden an; aber Kutusow hielt ihn
mit Friedenshoffnungen hin, bis der Winter vor der Thüre war. Indessen
war das russische Heer von Tage zu Tage stärker geworden, während das
französische sich täglich durch Krankheiten verminderte, und besonders waren
die Pferde im kläglichsten Zustande; kaum konnten sie sich selbst schleppen;
wie sollten sie also das viele Gepäck, die reiche in Moskau gefundene Beute
nach Frankreich bringen?
Am 19. October verließ Napoleon Moskau, nachdem er befohlen hatte,
daß der Kreml mit allen dort im Lazareth liegenden russischen Verwundeten
in die Luft gesprengt werden sollte; zum Glück wurde der Befehl nur zum
Theil ausgeführt. Zunächst wandte er sich etwas südlicher, als er gekommen
war, um nicht den durch seine Soldaten völlig verwüsteten Weg zu ziehen.
Aber die Russen warfen sich ihm entgegen, und zwangen ihn, auf der alten
Straße zurückzukehren. H^r drängten sie ihm nach, während auf beiden
Seiten ziehende Kosackenschwärme jede Abweichung von dem Wege der Ver-
wüstung verhinderten, und den entmuthigten und abgematteten Franzosen
weder Tag noch Nacht Ruhe ließen. Schon in den ersten Tagen mußten
diese viele Wagen, mit Lebensmitteln und Beute beladen, stehen lassen, weil
die Pferde sie fortzuschaffen nicht vermochten. Doch hielt vie Hoffnung die
Gemüther noch aufrecht.
Aber am 6. November umzog sich der Himmel. Dicke Schneeflocken
fielen herab, und bedeckten den Boden wie mit einem Leichentuche. Der ruf-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen Napoleon Alexander Alexander Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Moskau Frankreich Moskau
117
der ganzen Reiterei waren nur noch 800 ausgehungerte Pferde übrig, meist
Offizieren gehörig, die nun mein Corps vereinigt wurden. Mehrmals war
das Heer, noch öfter waren einzelne Corps von den Russen umringt und
abgeschnitten, und wurden nur durch List oder durch die große Tapferkeit derer,
die noch unter den Waffen waren, gerettet. Die gräßlichsten Scenen, die
sich auf diesem trostlosen Rückzuge ereigneten, kamen in solcher Menge vor,
daß nur wenige von der Geschichte aufbewahrt, aber keine in ihrer ganzen
Schauderhaftigkeit beschrieben werden können. Hier nur Einiges davon. Mar-
schall Reh mußte, um sich vor den verfolgenden Russen zu retten, in einer
dunkeln Nacht über einen Fluß setzen, dessen Eisrinde glücklicher Weise trug.
Alle Wagen, alles Gepäck mußte am User stehen bleiben, und als die Mei-
sten hinübergegangen waren, fehlte es vielen an Kraft, am andern steilen und
beeisten Ufer hinanzuklimmen, so daß sie zurückstürzten, das Eis zerborst,
und sie ohne Rettung in das Wasser hinabsanken. Noch kläglicher war das
Geschrei der armen Kranken, die auf den Wagen lagen, die Hände aus-
streckten, und flehten, sie doch nicht hülflos zu verlassen. Ney ersuchte einige
Wagen über den Fluß gehen zu lassen; als sie aber mitten darauf waren,
brach das Eis zusammen. Von dem Ufer hörte man aus dem geöffneten
Schlunde ein herzzerreißendes, wiederholtes Angstgeschrei, dann ein unter-
brochenes Stöhnen, immer schwächer werdende Seufzer, und endlich eine
gräßliche Stille. Alles war im Wasserschlunde verschwunden.
In den Dnieper ergießt sich auf dessen rechter Seite ein Fluß, die
Berezina. An sich ist er nicht bedeutend; aber er bildet auf beiden Seiten
breite und tiefe Moräste, die man nur auf einzelnen Brücken überschreiten
kann. Wurden diese von den Russen zerstört, oder nur stark besetzt, so war
der ganze Ueberrest des französischen Heeres verloren. Wirklich hatten die
Russen die Absicht, hier dem ganzen Trauerspiel ein Ende zu machen. Wäh-
rend Kutusow und der Kosackenhetmann Platos von hinten drängten,
rückten Tschitschagof von Süden, und Wittgenstein von Norden schnell
heran, an der Berezina zusammenzutreffen, und Napoleon den Uebergang zu
wehren. Als dieser am Flusse ankam, sah er zu seinem Entsetzen, daß der
Uebergangspunkt von den Russen bereits besetzt sei. Mit Gewalt war hier
nichts auszurichten; aber er nahm zur List seine Zuflucht. Er stellte sich,
als wollte er eine Brücke schlagen lassen, während er an einer andern Stelle,
die nur wenig bewacht wurde, in größter Stille wirklich eine solche zimmern
ließ. Die ganze Nacht wurde gearbeitet; aber auch jetzt noch hätten einige
russische Kanonen hingereicht, den Bau zu zerstören. Dies erwartete auch
Napoleon, und hielt sich selbst für verloren. Allein Tschitschagof bildete sich
ein, Napoleon werde weiter unterhalb übergehen, ließ seine Truppen ab-
ziehen, und — Napoleon war gerettet. Das war freilich für diesen ein
großes Glück; aber die Brücke war nur für das Fußvolk eingerichtet; schnell
ließ er noch eine zweite für das Geschütz, die Wagen und die wenigen Reiter
bauen, und am 27. November gingen er und seine Garden über.
Bis so weit ging Alles gut, aber nun kam das Schreckliche. Sobald
man die Garden übergehen sah, drängten sich alle Uebrige von allen Seiten
herbei, sich an sie anzuschließen, so daß in einem Augenblicke eine tiefe, breite
und verwirrte Masse von Menschen, Pferden und Wagen den schmalen Ein-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Wittgenstein Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
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das über 12 Stunden ununterbrochen fortdauerte. Am heftigsten war der
Kampf auf dem Greveplatze, wohin Marmont mit 7000 Mann und 8 Ka-
nonen vorgedruugen war. Das Rathhaus wurde hier von den Bürgern, deren
Zahl bald 18,000 überstieg, tapfer vertheidigt; dreimal wurde es von den
Soldaten erstürmt, dreimal ging es wieder verloren, bis sich endlich die
Bürger darin behaupteten, und unter ungeheurem Jubel die dreifarbige Fahne
aufpflanzten. Die von dem Könige vor drei Jahren aufgelöste Nationalgarde
war Plötzlich wieder zusammengetreten, und diente den regellos Kämpfenden
zum Anhalt. Ueberall hörte man das dumpfe Läuten der Sturmglocken, das
brachen der Kanonen und des Flintenfeuers; dazwischen tönte der Gesang
der Marseillaise. Während dieser Schreckensscenen hatten sich mehrere wohl-
gesinnte, in Paris noch anwesende Deputirte im Hause des Banquiers Per-
rier versammelt, und berathschlagt, ob und was sie zur Beruhigung der
Stadt thun könnten. Während sie noch getheilter Meinung waren, erschien
untsr ihnen eine Deputation der Wähler von Paris, erklärte, das Baud, das
Frankreich an die Bourbons geknüpft, sei zerrissen, und sonach rechne das
Volk ganz auf die Vaterlandsliebe und den Muth der Volksvertreter. In
Folge dessen beschlossen die Deputaten den letzten Versuch zu machen, um -
dem Blutvergießen Einhalt zu thun. Sie begaben sich nicht ohne Gefahr
mitten durch das Gewehrfeuer iu die Tuilerien zum Marschall Marmont,
baten ihn dringend, sich beim Könige um Zurücknahme der Ordonnanzen, die
Entlassung der Minister und Zusammenberufung der Kammern zum 3. Aug.
zu verwenden, und verbürgten sich in diesem Falle für die Wiederherstellung
der Ruhe. Marmont begab sich zu Polignac, der aber in der Voraussetzung,
daß das Ausstehen des Volks nur ein gewöhnlicher Straßentuinult sei, den An-
trag entschieden zurückwies. „Also Bürgerkrieg!" rief der Bauquier Lasitte, der
an der Spitze der Deputation stand, schmerzhaft aus. Der Marschall ver-
beugte sich still, und die Abgeordneten kehrten unverrichteter Sache zurück.
Dieselbe Befangenheit, wie Polignac, theilte auch der König, der während der
Unruhen in St. Eloud seine gewöhnliche Whistparthie spielte, und für den
andern Tag eine Jagdparthie bestellte. Er befahl dem Marschall Marmont,
seine Soldaten, die bisher in einzelnen Abtheilungen gefochten hatten, zu ver-
einigen, und nur in Massen zu fechten. Roch immer war der Ausgang un-
gewiß, und wenn auch die Truppen durch die Steine, Dachziegel, selbst Schorn-
steine, die man auf sie herabschleuderte, und durch die wohlgerichteten Schüsse
sehr litten, so waren doch auch sehr Viele aus dem Volte umgekommen, und
man mußte erwarten, daß das Militär durch neue Regimenter Verstärkung
erhalten würde. Die folgende beacht ging für das Volk abermals nicht nutz-
los vorüber; die Straßenverrammlungen wurden verstärkt, der Wasfenvorrath
vermehrt, und Munition herbeigeschafft.
Am 29. Juli wurde der Kampf mit noch größerer Erbitterung fortgesetzt.
Unerwartet erschien jetzt der alte La Fayette. Dieser beim Volke so be-
liebte Mann hatte aus seinem Landgute von den Ordonnanzen gehört, und
war augenblicklich nach Paris geeilt, wo er, als er sich auf der Straße zeigte,
mit dem größten Jubel empfangen wurde. Er begab sich sodann zu den wieder
versammelten Deputaten, und schlug hier vor, eine provisorische Regierung
zu wählen. Darauf stellte er sich an die Spitze der Nationalgarde. Der
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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um; von beiden Seiten floß viel Blut; da aber die Verbündeten besser ritten,
als die Franzosen, so wurden diese zuletzt in die Flucht getrieben.
Am 16. October war der erste Tag der großen Völkerschlacht bei
Leipzig. Napoleon stellte die 180,000 Mann, die er bei sich hatte, rings
um die Stadt auf. Die Verbündeten rückten besonders von zwei Seiten
heran: Schwarzenberg mit dem böhmischen Heere von Süden, und Blücher
mit dem schlesischen Heere von Norden. In der Nacht vorher ließ Schwar-
zenberg drei weiße Raketen als Signal aufsteigen; gleich darauf erhoben sich
vier rothe ans dem Blücherschen Lager, und zeigten, daß man hier auch be-
reit sei zur Schlacht. Um 9 Uhr des Morgens gaben drei Kanonenschüsse
die Losung zum Angriff. Sogleich donnerten die Kanonen so fürchterlich, daß
in der Stadt alle Fenster bebten, und die Erde zitterte den ganzen Tag
über. Ein solches Krachen erinnerten sich die ältesten Offiziere noch nie ge-
hört zu haben; man hörte zuletzt keine einzelnen Schüsse mehr, sondern ein
fortwährendes Brüllen, und bis an die Thore von Leipzig vernahm man das
Toben der Schlacht, obgleich diese eine Stunde und darüber entfernt war.
Eigentlich waren es an diesem Tage zwei Hauptschlachten: die eine bei
Wachau und Lieb ertwolkwitz, die andere bei Möckern.
Bei Wachau und Liebertwolkwitz, südlich von Leipzig, focht Napoleon
selbst mit dem größten Theile seines Heeres gegen Schwarzenberg. Anfangs
drangen die Verbündeten siegreich vor; überall wichen die Franzosen näher
nach der Stadt zurück. Da ließ Napoleon gegen Mittag seine Garden und
andere Kerntruppen mit vielem Geschütz und Reiterei, in zwei dichte und
tiefe Haufen geordnet, gegen die Verbündeten vorrücken. Im Sturmschritt
drangen sie ein, warfen Alles über den Haufen, die Verbündeten verloren die
* schon eroberten Dörfer, und um 3 Uhr Nachmittags ließ Napoleon in den
Straßen Leipzigs den erfochtenen Sieg verkünden, und mit den Glocken läuten.
Aber noch war das Schicksal des Tages nicht entschieden. Fürst Schwarzen-
berg bemerkte kaum das Vordringen der Feinde, als er schnell Adjutanten
znrücksandte nach dem östreichischen Rückhalte mit dem Befehle, sogleich vor-
zurücken. Das geschah; die Franzosen wurden aus den eben errungenen
Dörfern wieder hinansgeworfen, und die Stellung fast ganz so, wie sie am
Morgen gewesen war, wieder hergestellt.
Einen eben so hartnäckigen Kampf hatte an dem Tage an der Nord-
seite von Leipzig das schlesische Heer zu bestehen. Aber Blücher kam erst
gegen Mittag heran, und gerade, als in der Stadt die Glocken den Sieg der
Franzosen bei Wachau verkündigten, donnerten seine Kanonen gegen den Heer-
haufen Marschall Marmonts, der ihm gegenüber mehrere Dörfer stark mit
Fußvolk und Reiterei besetzt hatte. Besonders kam es auf die Eroberung des
Dorfes Möckern an, wo Marmont seine Hauptmacht stehen hatte. Drei-
mal erstürmten die wackern Preußen das Dorf, dreimal wurden sie wieder
hinausgeworfen, und als sie zum vierten Male anrückten, wurden sie in Un-
ordnung zurückgetrieben; denn 40 aus einem Punkt aufgefahrene französische
Kanonen rissen ganze Reihen nieder, und die Gassen des Dorfes waren niit
Tobten und Verwundeten angefüllt. Da sprengte General Jork herbei, stellte
sich, seinen Säbel ziehend, mit dem Rufe: „Es lebe der König!" an die
Spitze der Weichenden, und führte sie noch einmal im Sturmschritt gegen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schwarzenberg Napoleon Schwarzenberg Napoleon Napoleon Marschall_Marmonts Marmont
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den hartnäckigen Feind in das verhängnißvolle Dorf. Mit einem lauten
Hurrah! Hurrah! warfen sich die Preußen auf die Tod und Verderben
sprühende Batterie, eroberten 30 Kanonen, und hieben die Artilleristen nieder.
In dem Augenblicke rückte ein neuer französischer Hausen herbei, die Marine-
soldaten, ausgesucht tapfere Mannschaft. Aber der Siegesflug der Preußen
war nicht zu hemmen. „Brandenburgisches Husarenregiment vor!" rief Jork,
und augenblicklich stürzten die Husaren auf die Franzosen ein, hieben, stachen
und ritten die meisten nieder, der Ueberrest warf sich in die eiligste Flucht.
Nun zog sich auch Marmout mit dem ganzen Corps bis nahe an Leipzig
zurück; die Preußen hatten gesiegt, aber leider hatte auch dieser blutige Kampf
noch keine Entscheidung herbeigeführt.
Am 17. ruhten die Waffen, und Napoleon erbot sich, Deutschland zu
verlassen, wenn man ihm keine entehrenden Bedingungen machen wollte; aber
die drei verbündeten Monarchen ließen sich auf Nichts ein; jetzt oder nie
mußte der Kampf entscheidend beendigt werden.
Am 18. October also wurde die Schlacht heftiger und allgemeiner als
am 16. erneuert; denn die Verbündeten waren von Norden her durch den
Kronprinzen von Schweden, von Osten durch General Bennigsen,
und von Süden durch General Colloredo verstärkt worden, so daß Leipzig
und die nächste Umgegend, wo die Franzosen standen, ringsum von den Ver-
bündeten eingeschlossen war. Nur nach Westen zu hatte man ihnen den
Weg zum Abzüge nach Frankreich fast ganz offen gelassen, um sie nicht durch
gänzliche Einschließung zu einer verzweifelten Gegenwehr zu zwingen. Diesen
Ausweg benutzte auch Napoleon; er ließ schon von 0 Uhr Vormittags an
den General Bertrand hier voransziehen, und an diesen schloß sich der unge-
heure Zug von Gepäck und Troß aller Art an, der sich in Leipzig zusammen-
gehäuft hatte.
Um 8 Uhr begann die große Schlacht fast rings um die Stadt. Am
heftigsten wurde im Südosten der Stadt bei Propsthehda gefochten. Vier-
bis fünfmal stürmten die Preußen, wurden aber von Murat und den Gar-
den, die Alles daran setzten, das Dorf zu behaupten, durch Kartätschenschüsse
jedes Mal blutig zurückgeworsen. Der Kanonendonner war an diesem Tage
noch fürchterlicher als am 16.; die Zahl des Geschützes war bei den Ver-
bündeten noch verstärkt, und immer enger wurde der Kreis, der Leipzig ein-
schloß. Ein Dorf nach dem andern wurde von den Verbündeten mit stür-
mender Hand genommen; überall Wunder der Tapferkeit verrichtet; aber auch
die Franzosen leisteten kräftigen Widerstand, nicht mehr um zu siegen, sondern
um den Rückzug zu erkämpfen. Nachmittags nach 3 Uhr hielten sich die
sächsischen Regimenter, die bis dahin aus ihres Königs Befehl unter Na-
poleon hatten fechten müssen, nicht länger; sie brachen, geführt vom General
Rhssel, Plötzlich auf, und gingen, das Geschütz vorauf, mit fliegenden
Fahnen und klingendem Spiel zu den Verbündeten über, die sie mit freudigem
Hurrah empfingen. Auch einzelne würtembergische Haufen hatten schon
früher die Franzosen verlassen, Nun neigte sich der Abend, und nur einzelne
Dörfer wurden von diesen noch bis in die Nacht behauptet, um den Rückzug
zu decken. Was mochte Napoleon bei dem Allen empfinden! Den größten
Theil des Tages hatte er auf einem Hügel neben einer zerschossenen Wind-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Jork Napoleon General_Bennigsen Colloredo Napoleon Bertrand Murat Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Deutschland Schweden Leipzig Frankreich Leipzig Propsthehda Leipzig
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Wohnung zurückgeblieben, von den Monarchen für gefangen erklärt wurde.
Er erhielt Berlin zum Aufenthalte angewiesen, bis das Schicksal seines Landes
entschieden sei, eine traurige Folge der Treue, mit welcher derselbe an Na-
poleon gehangen hatte.
Die Franzosen hatten in der Schlacht über 30,000 Todte und Ver-
wundete verloren; gefangen wurden über 25,000 Mann. In Leipzig fand man
noch andere 23,000 in den Lazarethen; an 400 Stück Geschütz waren er-
beutet worden, und über 1600 Kriegswagen waren stehen geblieben. Un-
nennbar war das Elend, welches in Leipzig unter den Gefangenen und Kranken
herrschte. Durch die großen Heere waren alle Lebensmittel aufgezehrt, so
daß kaum die Sieger das hinlängliche Brot hatten; womit sollten nun jene
gespeist werden? Man sperrte sie meist auf dem großen Kirchhofe ein, aber
mehrere Tage lang blieben sie ohne alle Nahrung, weil es durchaus unmög-
lich war, ihnen etwas zu reichen. Die Noth war so groß, daß Einzelne die
Knochen ihrer gefallenen Cameraden benagten, und daß man viele von ihnen
auf Misthaufen verhungert fand, wo sie sich Nahrung hatten hervorscharren
wollen. Erst nach mehreren Tagen konnten Lebensmittel herbeigeschafft
werden.
Die Verbündeten folgten schnell dem abziehenden Heere Napoleons, und
lieferten ihm unterwegs mehrere siegreiche Gefechte. Der ganze Weg bis
nach dem Rheine wurde von Todten, Sterbenden, gefallenen Pferden, stehen
gebliebenen Wagen und weggeworfenen Waffen bezeichnet. Der unermüdete
Kosackengeneral Czernitscheff war den Franzosen voraufgeeilt, die etwa vor-
handenen Magazine vor ihnen zu zerstören, und so wurden sie von den Ver-
bündeten gewissermaßen bis zum Rheine geleitet.
Aber ehe die Franzosen diesen erreichten, war ihnen noch eine unange-
nehme Ueberraschung bereitet. Der König Maximilian Joseph von Baiern
hatte wohl eingesehen, daß die Macht Napoleons zu Ende gehe, und darum
schon zehn Tage vor der Leipziger Schlacht mit Kaiser Franz ein Bündniß
geschlossen. Sogleich erhielt General Wrede Befehl, mit einem aus Baiern
und Oestreichern zusammengesetzten Heere nach dem Maine zu eilen, um Na-
poleon den Rückweg zu verlegen, wenn er, wie damals schon vorauszusehen
war, nach Frankreich zurückkehren würde. Wrede stellte sich bei Hanau
auf, und als nun das französische Heer hier erschien, kam es zu einem drei-
tägigen blutigen Kampfe, vom 20. bis 31. October. Da Napoleon noch
70 — 80,000 Mann hatte, so war er allerdings dem Heere Wrede's sehr
überlegen, und bahnte sich endlich einen Durchweg, büßte aber dabei 12,000
Todte und Verwundete und 15,000 an Gefangenen ein. Mit dem Ueberreste
entkam er nach Frankreich.
Das Treffen bei Hanau war das letzte dieses Feldzugs. Aber noch
waren viele Franzosen in deutschen, ja selbst in polnischen Festungen. Diese
wurden zum Theil noch in diesem, zum Theil aber erst im folgenden Jahre
zur Uebergabe gezwungen. Dresden ergab sich noch im November 1813
mit 25,000 Franzosen; ebenso Stettin, Danzig, Modlin an der
Weichsel, und Zamosk. Torgau folgte im December. Wittenberg
wurde im Januar 1814 vom, General Tauentzien mit Sturm genommen.
Küstrin und G log au öffneten erst im März und April die Thore, und
*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Czernitscheff Maximilian_Joseph_von_Baiern Maximilian Napoleons Franz Franz Wrede Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Leipzig Leipzig Napoleons Rheine Rheine Baiern Maine Frankreich Hanau Frankreich Hanau Dresden Stettin Danzig Torgau Wittenberg